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TV-Kritik/Review: Battle Creek
(13.04.2015)
So schnell kann die Zeit vergehen: Mit der Zusage, das Projekt
Die Serie "Battle Creek" stellt die ungleiche Partnerschaft des örtlichen Detectives Russ Agnew (Dean Winters) und des schnieken FBI-Agenten Milt Chamberlain (Josh Duhamel) ins Zentrum - eine Zweckgemeinschaft geboren aus wirtschaftlicher Not. Dabei bringen die unterschiedlichen Charaktere und Weltbilder der beiden Ermittler, wie in solchen Buddy-Formaten üblich, Humor in die Folgen, aber auch Spannungen: Agnew misstraut seinem Zwangs-Partner, denn dessen Versetzung durch das FBI in die kleine Stadt gibt Rätsel auf. Genauer gesagt: Was hat Milt verbrochen, um trotz seiner bisher strahlenden Karriere und dem blitzblanken Äußeren von seiner Behörde derart aufs vermeintliche Abstellgleis geschoben zu werden.
Im Hintergrund von "Battle Creek" steht eine generelle Problematik der amerikanischen Strafermittlungsbehörden: Die örtliche Polizei ist Sache der Landkreise und Städte. Entsprechend geht mit deren aktuellen finanziellen Schwierigkeiten einher, dass auch die Mittel für die Polizei zumeist knapp bemessen sind. Dazu kommt, dass die örtlichen Polizisten stärker als etwa in Deutschland üblich als "Angestellte der Steuerzahler" gelten, die für ihre Aufwendungen auch Erfolge sehen wollen. Bundesbehörden wie das FBI werden aus anderen Steuertöpfen finanziert, sind dem "eigentlichen Steuerzahler" dadurch entrückt. Und gehen nach landläufiger Meinung weniger verantwortungsvoll mit den Steuergeldern um.
"Battle Creek" verdeutlicht den Gegensatz dadurch, dass das Inventar der städtischen Polizisten heruntergekommen ist: Nicht funktionstüchtige Taser, überaltete Dienstfahrzeuge, Röhrenmonitore und alte Bürotelefone aus den 1980ern illustrieren ihren Arbeitsalltag. Nachdem ausgefallenes Equipment beinahe katastrophale Folgen gehabt hätte, wandte sich der erfahrene Polizist Agnew an eine Fernsehsendung in der Hoffnung, dadurch im Spiel der politischen Mächte mit der öffentlichen Meinung zusätzliche Finanzmittel zu erhalten.
Die Hilfe kommt, aber sie sieht anders aus, als Agnew gedacht hätte: Das FBI eröffnet eine kleine, mit einem einzelnen Agenten besetzte Außenstelle - allerdings kommt die mit einer schicken Sekretärin daher sowie der Möglichkeit, in Windeseile ein Dutzend Tatortermittler anzufordern. Es ist der tagtägliche Irrsinn moderner Bürokratien: Statt dass die lokale Polizei besser ausgestattet wird, springt die Bundesbehörde ein und erledigt die gleichen Aufgaben mit deutlich größeren Kosten, etwa der ständigen An- und Abfahrt von Spezialisten in die Kleinstadt.
Bereits der erste Auftritt von FBI Agent Milt Chamberlain sorgt bei den Polizisten für mächtig Eindruck. Je besser die Polizisten aus Battle Creek den Neuzugang jedoch kennen lernen, desto verwunderter sind sie. Zunächst einmal über dessen durchdringende Freundlichkeit und sein Weltbild: Demnach komme man mit Freundlichkeit auch in der Verbrechensbekämpfung deutlich weiter, als mit Einschüchterung, Strafandrohungen und Bluffen. Dann über dessen bisherige Erlebnisse, die eine mehrsprachige Ausbildung, Auslandsaufenthalte sowie Händeschütteln und Golfen mit US-Präsidenten umfasst. Und schließlich mit der alles entscheidenden Frage: Wieso ist der Mann, der so augenscheinlich für höhere Ehren und eine "politische" Laufbahn prädestiniert ist, als Ein-Mann-Team nach Battle Creek abgeschoben worden?
Für Agnew ist das aus zwei Gründen eine wichtige Frage, nachdem Chamberlain sich den zerknitterten Cop als örtlichen Verbindungsmann und Dienstpartner auserwählt hat: Agnews heimliche Flamme, die zivile Angestellte Holly (Aubrey Dollar), ist vom Goldjungen Chamberlain verzückt. Und ein Cop muss seinem Partner in brenzligen Situationen blind vertrauen können, das Leben eines Polizisten kann davon abhängen.
Als Crimedramedy bietet "Battle Creek" hinreichend leichte Unterhaltung. Zu den Fällen der Woche, die nicht selten mit touchy-feely-Einlagen gelöst werden, kommt das leichte Bürogeplänkel über Donuts, Familienplanung, Karriere und dank der Unsicherheit über Chamberlain auch mit einigem Klatsch. Mit einem Cast, der neben Duhamel und Winters auch Kal Penn ("Harold and Kumar"), Edward "Grapevine" Fordham, Jr. und Liza Lapira (
Als Gesamtpaket fehlt es der Serie allerdings an der Substanz, sie bleibt eben an der Oberfläche. Die Kombination von skurrilem Humor und Dramatik, die die beiden "Masterminds" Shore und Gilligan in ihren jeweils herausragenden Serien miteinander verbinden konnten, bleibt zumindest in der ersten Staffelhälfte außen vor. Bezieht man mit ein, dass die erste Staffel nur zehn Folgen hat, bleibt zudem auch kaum Zeit, die Nebenfiguren zu erforschen. Die fungieren dann eben auch nur als Staffage, bleiben glatt und erhalten kaum eigene Kontur.
"Battle Creek" bleibt somit leichte Kost. Der Serie gelingt es kaum, die Zuschauer zu fesseln, die für gute Serien typische Neugierde auf die Figuren zu generieren. Das "Geheimnis" um Milt bleibt zu aufgesetzt, um zu fesseln. "Battle Creek" fällt somit in das breite Feld von Formaten, die man sich als leichte Unterhaltung durchaus anschauen kann, aber nicht unbedingt anschauen muss.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten fünf Episoden der Serie.
Bernd Krannich
© Alle Bilder: CBS
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