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TV-Kritik/Review: "Childhood's End"
(21.12.2015)
Die Ankunft einer außerirdischen Spezies auf der Erde ist eines der ältesten Themen der fantastischen Literatur - angefangen bei H.G. Wells' "Krieg der Welten". Die Motive der technisch meist weit überlegenen Aliens schwanken dabei von friedlich über potentiell bedrohlich bis offen feindselig. In
Die Ausgangsidee ist ohne Zweifel höchst faszinierend: In naher Zukunft erscheinen riesige Raumschiffe über den großen Städten der Erde. Die Besucher (von den Medien schnell als Overlords tituliert) kommunizieren zunächst mit den Menschen, in denen sie ihnen in Gestalt verstorbener Angehöriger erscheinen. Später küren sie den Farmer Ricky Stormgren (Mike Vogel) aus Missouri als menschlichen Botschafter aus, der als einziger mit Karellen, dem außerirdischen "Supervisor" für die Erde, sprechen darf. Allerdings nie von Angesicht zu Angesicht, Ricky hört immer nur dessen Stimme. Die Overlords versichern, in Frieden zu kommen und der Menschheit helfen zu wollen, den destruktiven Weg umzukehren, den sie eingeschlagen hat. Durch die Ankunft der Aliens enden alle Kriege quasi über Nacht, die Menschheit vereint sich. Die überflüssig gewordenen Kriegsschiffe können eingesetzt werden, um Lebensmittel nach Afrika zu transportieren, und mit den Ölpipelines werden die Wüsten bewässert.
Jahre später ist die Erde ein Paradies geworden, Hunger, Krieg, Umweltverschmutzung und Leid gehören der Vergangenheit an. Allerdings auch die wissenschaftliche Neugier, die durch das erreichte Utopia ebenso überflüssig geworden ist wie die traditionellen Religionen. Ersteres stört etwa den jungen Astrophysiker Milo (Osy Ikhile), der sich vom gelähmten Ghettokid nach oben gearbeitet hat und davon träumt, zu den Sternen zu fliegen. Letzteres beschäftigt nur noch einige wenige Christen, die dem Frieden nicht trauen und in den Overlords falsche Propheten sehen. Das liegt vor allem an deren äußerlicher Gestalt, denn als Karellen sich 15 Jahre nach der Ankunft endlich zeigt, stellt sich heraus, dass das Aussehen der Aliens sehr negative Assoziationen hervorruft.
Was hätte man aus diesem Stoff alles machen können! Clark spannt in seiner Geschichte einen weiten Bogen von einer klassischen "Begegnung der dritten Art" über die Verwirklichung des irdischen Utopia bis zur Auslöschung der Menschheit in ihrer bisherigen Form (darauf bezieht sich der Titel). Im Kern geht es dabei um die Frage, was einen Menschen ausmacht, ob Frieden, Wohlstand und (scheinbare) Sicherheit es wert sind, dafür seinen Forscherdrang, seine Kultur, letztlich seine Individualität aufzugeben. Ist der Mensch dann noch mehr als ein Tier im Zoo, geschützt, gefüttert und von überlegenen Wesen ruhiggestellt? In der TV-Fassung werden diese Fragen allerdings allenfalls am Rande gestreift. Im ersten Teil formiert sich zwar eine Widerstandsbewegung unter dem von Colm Meaney (
Statt sich diesen interessanten gesellschaftlichen und philosophischen Fragen zu stellen, konzentriert sich Drehbuchautor Matthew Graham (Ko-Schöpfer des britischen
Die Special Effects sind dabei nicht schlecht, insgesamt ist die Optik aber in den 1980er Jahren steckengeblieben. Wohl aus Kostengründen wurde in Australien gedreht, obwohl die Handlung überwiegend in den USA spielt, stilistisch erinnert die Serie an ähnliche B-Produktionen von Syfy, die sonst meist in Kanada hergestellt werden. Während die Bilder der riesigen Raumschiffe über New York zwar bei "Independence Day" geklaut sind, aber trotzdem überzeugen, wirkt Charles Dance als Karellen in der Mischung aus billigem Plastikkostüm und CGI eher wie die Action-Figur zur Serie als wie ein bedrohlicher Dämon.
Durchwachsen sind auch die schauspielerischen Leistungen. Mike Vogel (
Insgesamt ist die TV-Umsetzung des Stoffes, obwohl leidlich unterhaltsam, eine vertane Chance. Die Macher (zu den ausführenden Produzenten zählt immerhin Akiva Goldsman, der für sein Drehbuch zu "A Beautiful Mind" den Oscar bekam) setzen zu stark auf die oberflächlichen Elemente der Geschichte (zwischenmenschliche Konflikte, übersinnliche Fähigkeiten, unheimliche Kinder) und vernachlässigen deren tieferen Kern. Zudem fehlten ihnen anscheinend die finanziellen Mittel, um die Verfilmung über das B-Film-Niveau heben zu können. Man kann sich nur vorstellen, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, hätte sich ein Premiumsender wie etwa HBO des Stoffes angenommen.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Doppelfolgen der Serie.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Syfy
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