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TV-Kritik/Review: Code 37
(03.03.2014)
Als die blonde junge Frau auf den Tatort stiefeln will, wird sie erst einmal von den Einsatzkräften zurückgehalten. Die Beamten gucken ziemlich verdattert, als sie sich als Chefinspektorin Maes vom Genter Sittendezernat vorstellt. Auch der Kollege von der Mordkommission will die Neue gleich wieder loswerden. Offensichtlich handele es sich ja um einen Mord, liegt doch eine halbnackte Frau erwürgt auf dem Hotelbett. Aber die Frau wäre ja wohl während des Geschlechtsakts zur Erregungssteigerung gewürgt worden, erwidert Maes trocken, und Tötung durch Würgesex wäre immer noch ein Sexualdelikt - und das falle in ihre Zuständigkeit.
Code 37 ist innerhalb der belgischen Polizei das Signalwort für ein Delikt, das mit Sexualität zu tun hat und das dann von der 'Sitte' untersucht werden muss. Und darunter fallen mehr Tatbestände als Unbedarften auf Anhieb einfallen würden: nicht nur Sexualmord und Angriffe auf Prostituierte, sondern etwa auch Voyeurismus und Exhibitionismus - Straftaten, die in deutschen Krimiserien eher selten bis gar nicht behandelt werden. Das ist auch der größte Pluspunkt der belgischen Serie
Die Kollegen, natürlich allesamt Männer, bleiben im Vergleich eher blass: Charles Ruiters (Marc Lauwrys) ist der alte Hase im Team, ein Verhörspezialist, der in sich zurückgezogen lebt, seit Ehefrau und Kinder ihn verlassen haben. Kevin Desmet (Gilles de Schryver) ist das Greenhorn, wirkt, als hätte er gerade erst Abitur gemacht, wohnt noch bei den Eltern und ist nicht nur im Umgang mit Waffen noch unerfahren. Bob de Groof (Michael Pas) schließlich ist der mürrische Macho, der die Autorität der neuen Chefin erst einmal in Frage stellt, weil er sich von einer 'Madam' nichts sagen lassen will. Dass die aber durchaus "Eier hat", muss er schnell eingestehen.
Die Ermittlung selbst läuft weitgehend nach vertrautem Muster: Es werden verschiedene Richtungen verfolgt, von der Beziehungstat bis zur Zufallsbekanntschaft. Schnell wird deutlich, dass die Tote eine Nymphomanin war, die ihr Doppelleben vor dem Ehemann geheim gehalten hat. Interessant ist am Ende weniger, wer der Mörder war, sondern was ihn zu der Tat getrieben hat. Hier offenbart sich eine gewisse Tragik, die den Fall über einen gewöhnlichen Whodunnit erhebt. Verzwickter ist schon der Fall der zweiten Folge, wo eine Exhibitionistin von ihrem Liebhaber verprügelt wird, weil der es gar nicht witzig findet, dass die während des Sex absichtlich die Vorhänge für ihren Nachbarn gegenüber offen lässt - der ist passenderweise Voyeur. Die Diskussion, ob diese Delikte bestraft werden sollten, obwohl die beiden Nachbarn ihr erotisches Spiel einvernehmlich betrieben haben, wirft nebenbei eine interessante moralische Frage auf. Bemerkenswert ist die Offenheit, mit der die Belgier das Thema Sex behandeln. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen und schon in der ersten Doppelfolge gibt es fast genauso viel zu sehen wie im kontrovers diskutierten ersten Teil von Lars von Triers Film "Nymphomaniac". Natürlich besteht hier auch immer eine gewisse Ambivalenz, den Zuschauer durch die freizügigen Sexszenen quasi zum Mittäter zu machen. Auch den männlichen Ermittlern scheint manchmal die professionelle Distanz zu fehlen, wenn sie beim Ansehen von Sextapes Chips essen oder Bob ständig schweinische Witze zum Besten gibt.
Während die einzelnen Folgen überwiegend jeweils einen abgeschlossenen Fall der Woche erzählen, bringt Hannah Maes auch noch eine tragische Hintergrundgeschichte mit, die erst schrittweise enthüllt wird. Offensichtlich ist ihre Mutter vor acht Jahren selbst Opfer eines Sexualverbrechens geworden, was die Polizistin nicht loslässt. An der Wand ihrer neuen Genter Wohnung legt sie eine Ermittlungsübersicht an und versucht, sich Einblick in die alte Akte zu verschaffen. Allerdings nehmen diese folgenübergreifenden Elemente zunächst noch zu wenig Raum ein, um wirklich Interesse wecken zu können.
Gefilmt ist "Code 37" recht dynamisch, mit verstärktem Einsatz der Handkamera. Bemerkenswert ist zudem die Vorliebe von Hannah Maes (und den Serienmachern) für Klassiker der Soulmusik. Fans des Motown-Labels werden hier auf ihre Kosten kommen. Insgesamt ist dem belgischen Fernsehen eine durchaus ansprechende Krimiserie gelungen, die vor allem von dem ungewöhnlichen Spektrum der behandelten Fälle und der starken Hauptfigur lebt. Freunden von ZDF-Krimi-Einheitskost werden Sprache und Ambiente vielleicht etwas zu rau sein, während Fans ambitionierterer Serien die Erzählstruktur wohl etwas zu konventionell finden werden. Wer aber einfach eine originelle Abwechslung zu "Tatort" & Co. sucht, sollte "Code 37" eine Chance geben.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden von "Code 37".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: ZDF/VTM/Menuet Producties
Über den Autor
Leserkommentare
#1023453 schrieb am 10.02.2015, 12.23 Uhr:
Eine wirklich gut gemachte Serie, keine 'Schönlinge' wie in den US-Serien. Ich hoffe dass auch die anderen Staffeln gezeigt werdenUser 1056074 schrieb am 21.10.2014, 15.28 Uhr:
Ein sehr gute Sendung ich liebe sie . Mal was ganz anderes als der Deutsche einheits müll. Immer Tatort Tatort Tatort sehen und das Jahrzehntelang das geht aufs gemüht und die Darsteller im Deutschen Fernsehen werden immer schlechter , außer Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt.Das sind die BestenCaroline51 schrieb am 10.04.2014, 17.29 Uhr:
Endlich eine Tv Produktion die sich vom Krimi Einheitsbrei abhebt.
Jeder Teil war von Anfang an spannend und man freute sich auf die nächste Woche. Die Darsteller treffen super Ihre Charaktäre.
Der Ausstrahlung auf ZDF neo fand ich nicht sehr glücklich.
Die Sendezeit ist klar.
Ich hoffe sehr, das gnügend Zuseher diese Serie positiv sehen
und das auch an richtiger Stelle kund tun.
Es wäre toll, wenn wir auch die anderen 2 Staffeln sehen können.serien_kenner schrieb am 10.03.2014, 11.57 Uhr:
Habe mir die ersten 2 Folgen aufgenommen,-aber nur die ersten 20 min. geschaut habe sie ausgeschaltet vieleieicht lag es auch an den Typen.Ich persönlich gebe der Serie keine Chance.
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