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TV-Kritik/Review: Love
(07.03.2016)
Die trägt den ziemlich generischen Titel
Nach einer Reihe witziger (für die Zuschauer) bis peinlicher (für die Beteiligten) sexueller Begegnungen treffen sich Mickey und Gus am Ende der Pilotepisode erstmals zufällig in einem Lebensmittelladen. Anschließend (in der zweiten Folge) irren sie zusammen einen Tag lang durch L.A., wobei sie unter anderem Gus' Ex einen Besuch abstatten, um dessen BluRay-Sammlung abzuholen (die dann aber aus dem Autofenster fliegt, weil all diese Liebesfilme so verlogen sind). Auch die anderen Folgen setzen zeitlich meist unmittelbar da an, wo die vorherige aufgehört hat. So entsteht fast der Eindruck, in Echtzeit mitzuerleben, wie sich die junge Beziehung zwischen Gus und Mickey entwickelt, wie sie sich kennen-, zwischendurch lieben lernen und doch immer wieder gegenseitig vor den Kopf stoßen. Das ist alles andere als spektakulär erzählt, auch alles andere als originell, aber gerade von dieser Variation vertrauter Muster geht ein gewisser Sog aus, der sich nach einigen Folgen einstellt - wenn man sich denn darauf einlassen kann.
Die Hauptfiguren machen es einem dabei zunächst nicht gerade leicht. Gus reiht sich mit seiner unbeholfenen Art, riesiger Nase und Nickelbrille mühelos unter die typischen männlichen Nerdfiguren ein, die man aus Apatows bisherigem Werk kennt, etwa Martin Starrs Bill Haverchuck oder Steve Carells Andy Stitzer. Er schwankt ständig zwischen Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitsgefühl und erleichtert es seinen Mitmenschen damit nicht, ihn zu mögen. Mickey auf der anderen Seite ist völlig durchgeknallt und schleppt mehr als nur eine Suchterkrankung mit sich herum, wie wir später erfahren. Ihre innere Leere betäubt sie abwechselnd mit Alkohol, Drogen und Sex. Ob es zwei so angeschlagene Menschen schaffen, eine ehrliche Beziehung zueinander aufzubauen, ist die eigentliche Kernfrage im Zentrum der Serie.
Wie immer bei Apatow gruppiert sich um die Hauptfiguren ein ganzes soziales Umfeld von Freunden, Arbeitskollegen und Mitbewohnern. Es sind diese platonischen Beziehungen, die den Protagonisten Halt geben und bei Apatow oft wichtiger zu sein scheinen als die Liebesverhältnisse, die doch eigentlich im Mittelpunkt stehen sollen. So pflegt etwa Gus mit seinem Freundeskreis das merkwürdige, aber verbindende Ritual, gemeinsam Titellieder für Filme zu erfinden, die kein Titellied haben. Mickey findet ihrerseits gleich in der ersten Folge eine neue Mitbewohnerin, die offenherzige Australierin Bertie (Claudia O'Doherty), die zwischendurch auch einmal ein schmerzhaftes Date mit Gus durchlebt.
Wie die anderen Serien, an denen Apatow beteiligt war, ist auch "Love" keine, die regelmäßig für Schenkelklopfer sorgt. Eher bringt sie einen ab und zu zum Schmunzeln und fassungslosen Staunen darüber, wie tief sich die Figuren immer wieder selbst blamieren. Dabei werden die anfangs nicht gerade zugänglichen Charaktere zunehmend sympathischer, verbirgt sich doch hinter ihrem großmäuligen Auftreten eine zutiefst menschliche Unsicherheit. Insbesondere Gillian Jacobs, die schon in der vierten "Girls"-Staffel Adams kurzzeitige Freundin Mimi-Rose spielte, überzeugt als junge Frau zwischen Attraktivität und Wahnsinn. Ebenfalls Apatow-typisch ist, dass mit Gags unter der Gürtellinie nicht gespart wird. Wie in seinen Filmen setzen die Autoren gerne immer noch einen drauf, steigern die peinlichen Situationen oft so lange, bis das Zuschauen fast schmerzhaft wird. Das muss man sicherlich mögen (oder zumindest akzeptieren), sonst wird man mit der Serie keinen Spaß haben.
Die einzelnen Folgen, teils von namhaften, auch als Schauspieler bekannten Regisseuren wie John Slattery (
Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Love".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Suzanne Hanover/Netflix
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