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TV-Kritik/Review: Silicon Valley
(28.04.2014)
Kurz nach dem Start von
Ersonnen hat diese sehenswerte halbstündige Comedy-Serie Mike Judge, also ein Mann, der sich auskennt mit Freaks und Geeks und sonderbaren Familien, obgleich er entsprechende Soziotope bislang vor allem in Zeichentrickform beleuchtete:
Chef dieses Hauses ist Erlich Bachmann, ein größenwahnsinniger Herbergsvater, den Comedian T. J. Miller als Arschloch-Hippie im "Big Lebowski"-Look verkörpert. Bachmann ist durch den Verkauf seines eigenen Start-Ups zu einer beträchtlichen Summe Geld gekommen, die er nun mehren möchte, indem er sein nicht besonders ansehnliches Haus zum "Incubator" ausgebaut hat: Den ausnahmslos männlichen Mietern bietet er eine entsprechend tech-affine Arbeits- und Wohnumgebung, dafür verlangt er zehn Prozent Anteil an einem eventuellen Geschäftserfolg. Einer seiner Mieter ist der peinvoll schüchterne Radiohead-Fan Richard Hendricks, der sich in der ersten Episode als zentraler Protagonist von "Silicon Valley" herausstellt: Sein fantastischer Darsteller Thomas Middleditch mischt nerdiges Understatement mit minuziösem Timing so kunstvoll, dass sich dabei die Tapsigkeit des frühen Hugh Grant mit der furchtlosen Cringe-Comedy-Peinlichkeit eines Ricky Gervais vereint.
Richard arbeitet hauptberuflich als niedere Charge beim Großkonzern Hooli (lies: Google), hat aber im "Incubator" nebenher eine App entwickelt, die niemanden so recht vom Hocker reißt. "Pied Piper", so ihr dämlicher, an den Rattenfänger von Hameln angelehnter Name, soll eigentlich Musikern dabei helfen, auf simplem Wege Sample-Rechte zu klären, doch per Zufall entdecken ein paar arrogante Hooli-Programmierer das eigentlich Sensationelle daran: ein enorm effektives Datenkompressionsverfahren. Was Richard bislang selbst nicht aufgefallen war, katapultiert ihn prompt zwischen die Fronten zweier milliardenschwerer Investoren und ihn selbst in eine Entscheidungszwickmühle: Verkauft er "Pied Piper" an den Hooli-Chef Gavin Belson (der ihm zehn Millionen Dollar bietet)? Oder begnügt er sich mit den nur 200.000, die ihm Investor Peter Gregory offeriert, für zehn Prozent an der Firma - was jedoch hieße, dass Richard selbst Chef des Startups bleiben würde? Weil Richard eine Identifikationsfigur und kein Sell-Out sein soll, entscheidet er sich am Schluss der Pilotfolge für die zweite Option, womit zu Green Days trotziger Verweigerungshymne "Minority" die Bühne bereitet wäre fürs Match der Peinlichkeiten auf dem Parkett des Big Business. Denn weder Richard noch seine "Incubator"-Gefährten sind gerüstet für den wirtschaftlichen Aufstieg. Wie stellt man eine Firma auf? Was macht man mit dem Investorengeld? Und: Wer gehört überhaupt zur Firma?
In der zweiten Folge muss folglich der "Cap Table" geklärt werden, also die nicht unwichtige Frage, an wen im Erfolgsfall wie viele Renditeprozente auszuschütten wären. Neben Erlich sind das die "Incubator"-Programmierer Gilfoyle (Martin Starr aus
Die Konstellation dieser Charaktere erweist sich schon in den allerersten Folgen als außerordentlich vielversprechend: Starr und Nanjiani sind für die Deadpan-Komik zuständig, liefern ihre sarkastischen Oneliner mit größtmöglicher Trockenheit ab, während sich Middleditch, Brener und Woods in Sachen awkwardness nichts schenken. Die "Wild Card" hat Miller: In der dritten Episode darf er einen pilzberauschten Kreativ-Ausflug in die Wüste unternehmen.
Fast noch schöner sind die Nebenfiguren. Christopher Evan Welch (
Ähnlich gut ist allerdings
In solchen Momenten wird die geschliffene Typen-Satire zur ätzenden Milieukritik. Egal ob Judge Partys zeigt, auf denen Kid Rock vor desinteressierten, "liquid shrimp"-schlürfenden IT-Gestalten auftreten muss, oder ob er seine Protagonisten über die Gentrifizierung in der Bay Area diskutieren lässt, die Normalbürgern kein herkömmliches Mietverhältnis mehr erlaubt: Glamourös wird es im Valley nur für die Happy Few. Der Rest bleibt als winziges Rädchen freiwillig gefangen in einem tendenziell inhuman gesinnten sozialen Subsystem, in dem ein genialer Algorithmus mehr zählt als der Mensch. Der Technikhörigkeit dieser Menschen stellt Judge immer wieder treffende Szenen des alltäglichen Technikversagens entgegen, etwa wenn Belson seinem "intelligenten" Audiosystem mündlich befiehlt, John Lennons "Imagine" abzuspielen, und dieses freundlich entgegnet: "John Wayne in a Mansion? Not found."
Bleibt die Frage, ob "Silicon Valley" nun selbst nur was für männliche Geeks ist - immerhin gibt es, anders als etwa in
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Silicon Valley".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: HBO
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