Deutsche TV-Premiere: 05.05.2009 (arte)
Die jährliche Hungersnot im Norden von Bangladesch zwingt die Bauern Kholil und Gadu sowie einige ihrer Verwandten, in den Süden zu ziehen. Als Saisonarbeiter heuern sie auf den Schiffsabwrackwerften in Chittagong an. Hier zerlegen sie als "Eisenfresser" von Hand Abfälle der westlichen Welt: Tanker und riesige Containerschiffe. Der packende Dokumentarfilm schildert ein System von Ausbeutung, dem nur die wenigsten Arbeiter entkommen können. Sie erledigen nicht nur die gefährlichsten Arbeiten auf der Werft, sondern geraten dabei auch in eine ausweglose Schuldenfalle. Am Golf von Bengalen im Süden von Bangladesch finden am einstmals weißen Strand von Chittagong ausgemusterte Tanker und Containerschiffe ihr Ende. In Abwrackwerften zerlegen Tausende von Arbeitern mit bloßen Händen die Ozeanriesen. Barfuß ziehen sie die tonnenschweren Schiffe mit Seilen an Land. "Lohakhor" nennt man sie hier - "Eisenfresser". "Peace, Happiness and Prosperity", kurz PHP, heißt die Werft, auf der die Kleinbauern Kholil und Gadu seit Jahren anheuern. Für ihre Arbeitgeber werben sie Männer - meistens Verwandte - an und nehmen sie mit in den Süden nach Chittagong. Die jährliche Hungersnot nach den Überschwemmungen der Regenzeit zwingt sie, ihre Heimat im Norden von Bangladesch zu verlassen. Diese Saisonarbeiter erledigen auf den Werften nicht nur die gefährlichsten Arbeiten, sondern verstricken sich immer mehr in einer Schuldenfalle. Mit einem komplizierten Geflecht aus Vorschüssen und Krediten werden sie auf die Werften gelockt und müssen sich bei den ortsansässigen Lebensmittelhändlern versorgen. Dort machen sie Schulden, die ihnen später vom Lohn abgezogen werden. Oft können die Männer ihre Heimreise nicht mehr bezahlen. Ausgelaugt und gebrochen gelingt nur wenigen Arbeitern der Ausstieg aus ihrer fatalen Situation. Und so wird das Überleben auf der Werft bestimmt von einem verhängnisvollen Kreislauf aus Not und Ausbeutung. "Ich wollte wissen, wer diese Menschen sind, die über Monate für einen Hungerlohn zu uns in den Süden kommen", erklärt Regisseur Shaheen Dill-Riaz, der in der Nähe von Chittagong aufwuchs, seine Motivation für diesen Film. Der Regisseur wurde Zeuge eines Systems von Ausbeutung, dem nur die wenigsten Arbeiter entkommen können. Shaheen Dill-Riaz drehte "Eisenfresser" mit einem bengalischen Team zwischen Januar und Mai 2005. Fünf Monate lebte und drehte er bei den Arbeitern auf der Werft. Anschließend wurde der Dokumentarfilm in Berlin geschnitten und in Hamburg und Berlin postproduziert. "Eisenfresser" erlebte seine Premiere auf dem DOK.fest München 2007 und wurde u. a. mit dem Eine-Welt-Filmpreis NRW 2007 ausgezeichnet und wurde FBW-Dokumentarfilm des Monats. Außerdem erhielt der Film den 1. Preis beim "DocAviv" Dokumentarfilmfestival in Tel Aviv und wurde 2010 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
(BR Fernsehen)
Cast & Crew
- Regie: Shaheen Dill-Riaz
- Drehbuch: Shaheen Dill-Riaz
- Produktion: Lemme Film, BR, Kathrin Lemme, Michael Weihrauch
- Produktionsfirma: rbb
- Musik: Eckart Gadow
- Kamera: Shaheen Dill-Riaz, Lawrence Apu Rozario, Motaleb Wasim
- Schnitt: Andreas Zitzmann