Die Verdammten - Russlands härtestes Gefängnis

Tief im Herzen Russlands, sieben Stunden von der nächsten Stadt entfernt und inmitten eines Waldes, dessen Fläche größer als die Deutschlands ist, befindet sich Russlands härtestes Gefängnis: das Straflager "Kolonie 56". 260 Männer werden in diesem Hochsicherheitsgefängnis verwahrt, alle sind wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der Dokumentarfilm gewährt erstmals einen Blick hinter die Mauern von "Kolonie 56" - in betont nüchternen Bildern und ohne etwas zu beschönigen, weder die Taten der Gefangenen noch ihre oft menschenunwürdige Situation in dem Straflager. Im Herzen Russlands, in einem Wald, der größer ist als Deutschland, bei Temperaturen, die im Winter auf bis zu Minus 40 Grad Celsius sinken, und sieben Stunden Autofahrt von der nächsten Stadt entfernt, sind 260 Männer in einem Gefängnis eingesperrt, das ausschließlich verurteilten Mördern vorbehalten ist. Das Straflager "Kolonie 56" gilt als Russlands härtestes Gefängnis. Hier gibt es zwei Typen von Insassen: 85 "Lebenslängliche" sind im Hochsicherheitstrakt in Ein- oder Zweimannzellen untergebracht. Die übrigen 175 Verurteilten leben im Gemeinschaftstrakt. Dort schlafen sie in Gruppensälen, arbeiten und essen gemeinsam. Auf das Konto aller 260 Insassen gehen insgesamt knapp 800 Morde. Viele warteten auf ihre Hinrichtung, als 1996 die Todesstrafe in Russland abgeschafft wurde und ihre Strafen automatisch in 25 Jahre Haft umgewandelt wurden. Wer in den Jahren danach wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, für den sieht das russische Recht allerdings eine wesentlich härtere Behandlung vor, als sie die früheren Insassen der Todeszellen erdulden müssen. Es sind diese Männer, die in "Kolonie 56" im Hochsicherheitstrakt untergebracht sind, und die jeden Tag 23 Stunden in ihren fünf Quadratmeter kleinen Zellen verbringen müssen. Tagsüber dürfen die Männer sich nicht auf das Bett legen. Überwachungskameras sollen Selbstmordversuche verhindern. Pro Jahr sind den "Lebenslangen" nur zwei Familienbesuche von je vier Stunden gestattet. Körperlicher Kontakt ist dabei verboten. Die ehemaligen Todeskandidaten dagegen leben nach ihren eigenen Verhaltensregeln und mit einer klaren Hierarchie im Gemeinschaftstrakt. Hier bestimmt das begangene Verbrechen den Status des jeweiligen Insassen. Ein paar der Gefangenen genießen besondere Privilegien. Den Insassen des Gemeinschaftstrakts sind alle drei Monate Familienbesuche oder "eheliche Begegnungen" von bis zu drei Tagen Dauer gestattet. Dabei darf die Ehefrau mit dem Insassen die Nacht in einem abgesperrten Besucherzimmer verbringen. Tatsächlich haben einige Gefangene so in Haft bereits Kinder gezeugt. In seinem eindrucksvollen Dokumentarfilm "Die Verdammten" gewährt der britische Regisseur Nick Read einen Blick hinter die Mauern des berüchtigten Straflagers "Kolonie 56". In Interviews erzählen sechs Insassen von ihren Taten und ihrem Leben unter den mitunter menschenunwürdigen Verhältnissen in dem Straflager. Zu ihnen zählen Timur Temirov, der als Auftragsmörder für das organisierte Verbrechen Menschen ermordete; Maxim Kiselev, der im Alkoholrausch sechs Menschen getötet hat, darunter einen zehnjährigen Jungen; der 62-jährige Vladimir Eremeev, der 40 Jahre in Gefängnissen verbracht hat und heute der älteste Gefangene von "Kolonie 56" ist; der ehemalige Todeskandidat Albert Ryabinin, der vier Männer bei einer Schlägerei mit bloßen Händen getötet hat; der Mörder und Vergewaltiger Andrei Lebedev, der in der Hackordnung des Gefängnisses ganz unten steht; sowie Mikhail Nekrashuk, der sechs Menschen ermordete. Ebenfalls zu Wort kommt Gefängnisdirektor Subkhan Dadashiov, der "Kolonie 56" seit 26 Jahren leitet - länger als jeder Gefangene hier einsitzt. In den unzensierten Interviews sprechen die Insassen offen und frei über ihre Taten, über Schuld, Reue und Erlösung, die Bedeutung von Freiheit und Familie, über Wahnsinn und Hoffnung. "Die Verdammten" ist ein einzigartiger und erschütternder Einblick in eine Welt, die sich viele Menschen nicht einmal vorstellen können. Der Dokumentarfilm von Nick Read ist an diesem Abend als deutsche Erstausstrahlung zu sehen.