Vom angebeteten Wiener Wunderkind der Mahler-Ära zum hoch gelobten und viel geschmähten Hollywood-Komponisten: Zwischen solchen Klischees bewegen sich Urteile über den immer noch viel zu wenig bekannten Erich Wolfgang Korngold. Gustav Mahler huldigte dem jungen Korngold als einem "Genie". Ein heute wieder entdecktes Klaviertrio war das Werk des Zwölfjährigen. Vom 15-jährigen Korngold wurden bereits Opern aufgeführt. Mit 23 Jahren schrieb er sein Meisterwerk: "Die Tote Stadt". Sein überbordender romantischer Stil brachte ihm in den zwanziger Jahren großen Erfolg. Aber schon kurz darauf - in der Ära von Kurt Weill, Alban Berg und den französischen Komponisten der Gruppe "Les Six" - wirkte Korngold plötzlich zugleich jung, unreif und hoffnungslos altmodisch. Von seinem Vater, dem Wiener Musikkritiker Julius Korngold, wurde der Sohn rücksichtslos angetrieben und vermarktet, was nicht immer zu weiteren Erfolgen führte. Bald darauf ließen Schwierigkeiten durch den sich anbahnenden Nationalsozialismus seine Zukunftsaussichten nicht gerade rosig erscheinen: Korngold war Jude. Mitte der dreißiger Jahre wurde er nach Hollywood eingeladen. Ursprünglich wollte er nur ein bis zwei Jahre dort bleiben, verbrachte aber fast zwanzig Jahre in den USA. Korngold schrieb die besten Filmmusiken jener Zeit. Bei Warner komponierte er die Soundtracks für Erroll-Flynn-Filme, für historische Ausstattungsfilme und Weltuntergangsstorys. Er war überaus erfolgreich, hatte aber nur den einen Wunsch, wieder nach Europa zurückkehren zu können auf die Podien der traditionellen klassischen Musik. Als es dann schließlich dazu kam, war es für ihn wie für so viele aus dem Exil Heimgekehrte zu spät. Korngold starb, noch ehe er sechzig Jahre alt wurde, verbittert und enttäuscht. Das hr-fernsehen wiederholt den Film von Barrie Gavin anlässlich des 50. Todestages von Erich Wolfgang Korngold am 29. November.
(hr-fernsehen)