Originalpremiere: 1946
FSK 6
Berlin in den ersten Nachkriegsmonaten. In den Ruinen eines zerstörten Garagenhofs spielt der zwölfjährige Gustav mit anderen Kindern Krieg. Als sein Vater als physisches und psychisches Wrack endlich aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, fehlt ihm jegliche Energie zu einem Neuanfang. Erst als Gustavs bester Freund Willi verunglückt, wird der Vater aus seiner Lethargie gerissen und wagt dank der enthusiastischen Unterstützung durch die Kinder einen Neuanfang. Berlin, 1945. In dem Vakuum nach Kriegsende finden die Kinder keinen Halt bei den Erwachsenen. Gustav Iller (Charles Knetschke) gehört zu einer Gruppe halbwüchsiger Jungen, die in den Trümmern eines zerstörten Garagenhofs Krieg spielen. Sie haben sich dafür von einem Schieber Feuerwerkskörper beschafft, die sie gegen gestohlene Lebensmittel eintauschen. Der Garagenhof gehörte Harrys Vater (Harry Hindemith), der als Soldat in Kriegsgefangenschaft geriet und von dem seine Frau (Hedda Sarnow) seit Monaten nichts mehr gehört hat. Als er völlig entkräftet und abgerissen eines Tages überraschend heimkehrt, ist er nicht nur angesichts der Trümmer so deprimiert, dass er sich zu keinem Neubeginn aufraffen kann. Seine Mutlosigkeit enttäuscht seinen Sohn sehr. Gustavs bester Freund ist Willi (Hans Trinkaus), ein elternloses Flüchtlingskind. Als ihm seine Spielkameraden eines Tages vorwerfen, er sei feige, will er das Gegenteil beweisen und klettert auf eine stehen gebliebene Hausmauer. Dabei stürzt er ab und verletzt sich so schwer, dass er bald darauf stirbt. Die Jungen begreifen endlich, wie gefährlich ihre Spiele sind. Statt weiterhin in den Trümmern herumzutoben, beginnen sie, den Garagenhof aufzuräumen und zu sammeln, was sich aus dem zerstörten Mauerwerk wieder nutzen lässt. Und auch Gustavs Vater packt mit an. "Irgendwo in Berlin", der dritte DEFA-Film nach ihrer Gründung, zeigt auf sehr eindringliche Weise, wie schwer es war, nach dem Zusammenbruch des NS-Staates in der Trümmerlandschaft deutscher Großstädte neu zu beginnen. In den Spielen der Kinder leben immer noch falsche Ideale fort, die die Nazis jungen Menschen von früh auf eingetrimmt hatten; Kriminelle und Schwarzhändler fischen im Trüben. Regisseur und Autor des atmosphärisch dichten Films war der deutsche Filmpionier Gerhard Lamprecht (1897 - 1974), der sich schon in den 1920er Jahren mit sozial engagierten und Kinderfilmen wie "Emil und die Detektive" einen Namen gemacht hatte. Der Schauspieler Fritz Rasp erinnert in der Rolle als zwielichtiger Waldemar an den Herrn Grundeis aus der Kästner-Adaption. Hervorragend geführt ist der kindliche Protagonist Charles Knetschke, der später unter dem Mädchennamen seiner Mutter als Charles Brauer berühmt wurde.
(MDR)
Cast & Crew
- Regie: Gerhard Lamprecht
- Drehbuch: Gerhard Lamprecht
- Produktion: DEFA
- Musik: Erich Einegg
- Kamera: Werner Krien
- Schnitt: Lena Neumann