Originalpremiere: 11.06.1922
Deutsche TV-Premiere: 01.10.1958 (ARD)
FSK 6
Nanuk lebt mit seiner Familie als Nomade in der Arktis. Gemeinsam mit seinen zwei Frauen, seinen Kindern und den Schlittenhunden kämpft er täglich um das Überleben in der Natur.Robert J. Flahertys Stummfilm-Klassiker des inszenierten Dokumentarfilms schildert in poetischen Bildern eindrucksvoll das alltägliche Leben der kanadischen Inuit, welches vom Fischfang, Robben- und Walrossjagd sowie Handel bestimmt wird.Überschüssiges Fleisch und Felle tauscht Nanuk bei weißen Händlern gegen Messer, Werkzeuge und Bonbons für die Kinder ein. Die Familie besitzt nichts außer den Hunden, einem Schlitten, einem Kajak, einigen Werkzeugen und ihrer Kleidung aus Fellen. Die Nahrungsversorgung ist nie vollkommen sichergestellt und besonders im Winter ist das Nomadenleben hart: Auf der Suche nach Jagdgebieten reist die Familie mit dem Schlitten durch Wind und Wetter und baut sich Iglus für die Nacht. Trotz ihrer prekären Lebenssituation bewahren die Protagonisten stets ihre liebenswerte Fröhlichkeit. Selbst in den dramatischsten Momenten verläuft das Familienleben harmonisch, denn jeder weiß: Es ist nur möglich, gemeinsam zu überleben."Nanuk der Eskimo" entstand 1920/1921 in der kanadischen Arktis als Ergebnis monatelanger Forschungsreisen im Auftrag der Canadian Northern Railway. Der Film zeichnet ein stark romantisiertes Bild des traditionellen Lebens der Inuit und bewegt sich dabei gekonnt zwischen lebensnahem Dokument und poetischer Fiktion. Zum Entstehungszeitpunkt des Films ist das traditionelle Leben der Eingeborenen durch den Kontakt zur weißen Zivilisation längst stark verändert. Robert Flaherty interessiert sich jedoch für das Leben der Inuit vor der Erschließung des Landes und geht daher nicht streng dokumentarisch vor, sondern lässt seine Protagonisten Szenen aus dem Alltag nachstellen, wie er einmal war. Er war der Erste, der dokumentarisch gefilmtes Material mit inszenierten Szenen zu einer Narration verband. Obwohl dieser Stil später wegweisend für die Genrekonventionen war - kaum ein Dokumentarfilm kommt heute ohne Reenactment aus -, wurde gerade an diesem erzählerischen Eingreifen auch Kritik laut. Um die ursprüngliche Lebensweise der Inuit darzustellen, ermutigte Flaherty Nanuk, der eigentlich Allakariallak hieß, Speere als Jagdinstrument zu nutzen, obwohl dieser damals bereits ein Gewehr besaß. Zudem gab Nanuk in einer Szene mit einem westlichen Händler vor, noch nie ein Grammophon gesehen zu haben.
(3sat)
Cast & Crew
- Regie: Robert J. Flaherty
- Drehbuch: Robert J. Flaherty, Frances H. Flaherty
- Produktion: John Révillon
- Musik: Timothy Brock, Rudolf Schramm, Stanley Silverman
- Kamera: Robert J. Flaherty
- Ton: Blachley