Originalpremiere: 25.09.1996
29.10.1998
Nach dem Unfalltod ihrer Mutter ist die kleine Ponette verzweifelt. Ihre Tante versucht sie zu trösten, indem sie ihr vom Jüngsten Gericht und der Auferstehung der Toten erzählt, doch Ponette will nicht so lange auf ein Wiedersehen mit ihrer Mutter warten. In innigen Gebeten fleht sie zu Gott, der doch alles kann, er möge ihr ihre Mutter zurückgeben. Niemand, auch nicht ihr atheistischer Vater, der sie brutal mit der Realität konfrontiert, kann Ponette davon abbringen, Gott um die Erfüllung ihres Wunsches zu bitten. In einem Ferienlager leistet sie Mutproben, die ihr ein Mädchen mit angeblich direktem Draht zu Gott auferlegt. Doch auch diese bringen Ponette ihrem Ziel nicht näher, so dass sie schließlich verzweifelt von Zuhause wegläuft. Da endlich scheint Gott ihre Bitte zu erhören. Jacques Doillon zeigt in seinem eindrucksvollen Film die Bandbreite von Gottesvorstellungen aus den naiven Augen eines kleinen Mädchens, das paradoxe religiöse Sachverhalte mit unverdorbener kindlicher Logik hinterfragt. Für ihre fesselnde Darstellung der kleinen Ponette wurde die damals vierjährige Victoire Thivisol mit dem Preis als beste Hauptdarstellerin bei den Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet. Dem Filmemacher Jacques Doillon gelingt es, sich unsentimental und verständnisvoll in die Welt seiner kleinen Hauptfigur einzufühlen und dabei trotzdem grundsätzliche Fragen nach Glaube und Hoffnung zu diskutieren. Wie bereits in seinen früheren Filmen "Der kleine Gangster" und "Der junge Werther" erzählt er fesselnd von der Einsamkeit des Heranwachsens und dem Umgang mit traumatischen Verlusten.
(ZDF)