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TV-Kritik/Review: "Deep State": Charismatischer Mark Strong hebt FOX-Verschwörungsdrama über Mittelmaß
(09.04.2018)
Wenn es in unseren Tagen ein offenbar unstillbares Bedürfnis gibt, dann ist es das nach Geschichten, die die "ganz große Verschwörung" enthüllen. Vielleicht wird dereinst ein Forscher nachweisen können, dass sich Spy Movies und Geheimdienststorys - nach erster Hochphase während des Kalten Kriegs - proportional zu den in Kommentarspalten und Sozialen Medien ventilierten Verschwörungstheorien vermehren. Hinter allem, was schiefläuft oder als schief wahrgenommen wird, muss doch irgendwer Einflussreiches stecken: die Rüstungsindustrie! die Medien! die Regierung! die zionistische Weltverschwörung! Und so weiter. Nach dem Motto: Ich kann's zwar nicht beweisen, aber kannst du denn beweisen, dass ich Unrecht habe? Geheimdienstfiktionen machen zudem idealen Gebrauch der Kernkompetenzen von Kino und Serien: von der Vortäuschung falscher Tatsachen, vom So-tun-als-Ob. In diesen Geschichten hat jede Figur versteckte Motive und falsche Identitäten. Jeder Betrogene betrügt selbst, und oft hat selbst der Betrug einen doppelten Boden.
Nach Langstreckenläufern wie
So weit, so gerade noch überschaubar. Ins Spiel kommt nun allerdings der MI6 selbst. Dessen Londoner Chef George White (versnobt und fies: Alistair Petrie aus "The Night Manager") hat das "Section" genannte Team beauftragt, doch als jenes auf eine brisante Querverbindung zu einer amerikanischen Anwaltskanzlei stößt, entscheiden George und seine CIA-Kollegin Amanda Jones (eisig: Anastasia Griffith,
Ex-Agent Max und das Spannungsfeld, in dem sein Leben stattfindet, wird gleich zu Beginn der Pilotfolge in einer starken Parallelmontage vorgestellt: Da sieht man ihn, wie er seiner Frau Anna (Lyne Renée,
Zehn Jahre lang lebt Max nun schon in seiner Schöner-Wohnen-Idylle mit Familie, Weinkeller und Schreinerjob, da holt ihn die Vergangenheit ein: George erpresst ihn durch Bedrohung seiner Familie, noch ein einziges Mal für ihn tätig zu werden. In London angekommen, wird Max über seinen Rachedurst gepackt: Angeblich ist Teamleader Said durchgedreht und abtrünnig geworden, angeblich ist Max' Sohn Harry dabei ums Leben gekommen. Der Ex-Killer soll das Team nun liquidieren.
Der schreitet nun zur Tat, und spätestens hier ist klargeworden, dass auf der reinen Plot-Ebene nicht allzu viel Neues zu erwarten sein dürfte von dieser soliden Agentenserienvariante. Jeder lügt jeden an. Von George über dessen Assistenten Walker (Kingsley Ben-Adir,
Actionszenen sind dagegen in den ersten beiden Episoden eher rar gesät. Die wenigen, die es gibt, inszeniert Connolly jedoch vergleichsweise packend. Die besten Szenen spielen sich trotzdem jenseits dessen ab: Das Wiedersehen von Max und seinem früheren Partner-in-Crime Gabriel (immer gut: Fares Fares,
Insgesamt hinterlassen die stringent inszenierten ersten Folgen einen durchaus ordentlichen Eindruck - vor allem auch aufgrund des starken Casts. Allerdings wirkt das fast schon grenzparodistische Einziehen doppelter Motiv-Böden in nahezu jede Figur eher selbstzweckhaft und lässt berechtigte Zweifel aufkommen, ob sich der Spannungsbogen über acht Episoden aufrechterhalten lässt. Als Fan von Spionageserien sollte man aber auf jeden Fall einen Blick riskieren und austesten, ob sich die Autoren womöglich noch von den bekannten thematischen Pfaden lösen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Deep State".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: FOX Networks Group (FNG) Europe and Africa
"Deep State" feiert seine Deutschlandpremiere am morgigen Dienstag (10. April 2018) um 21.00 Uhr beim Pay-TV-Sender FOX Channel. Eine zweite Staffel der Serie ist bereits bestellt.
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