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TV-Kritik/Review: "Queen of Drags": Von zehn Männern, die Frauenkleider anzogen, um Toleranz zu lehren
(14.11.2019)
Ab diesem Donnerstag (14. November) zeigt ProSieben die nächsten sechs Wochen zur Primetime das neue Reality-Format
In "Queen of Drags" wohnen zehn vorausgewählte Dragqueens zusammen in einem großen Haus und erhalten jede Woche die Aufgabe, eine Performance zu einem bestimmten Thema ("Universum", "Fairytale") vorzubereiten. Es wird geprobt, einstudiert, gesungen, getanzt, frisiert und auftoupiert, dann folgt der Auftritt vor dem Publikum und einer vierköfigen Jury: Heidi Klum (
Das Konzept erinnert zweifellos an das amerikanische Vorbild
Die hier aufgeworfenen Thematiken erinnern an den Auftakt des vor kurzem ebenfalls neu gestarteten
Einen Vorgeschmack dessen erlebte man im Vorfeld vor allem aufgrund der Personalie Klum - LGBTQ+-Aktivisten bemängelten, dass sie keine Berührungspunkte mit der Dragkultur habe und daher in einer Jury nichts zu suchen habe, die die Performance von Dragqueens bewerten soll. Sieht man sich das Vorbild "Drag Race" an, in dem die Dragqueen schlechthin, RuPaul, über ihre potentiellen Nachfolgerinnen urteilt, ist die Kritik an Klum nicht von der Hand zu weisen. Jedoch bedient sich auch die US-Variante zumindest als Gastjuroren an Prominenten wie zum Beispiel Miley Cyrus, die auf den ersten Blick auch nicht unbedingt etwas mit Travestie zu tun haben. Und wenn man ProSieben den aufklärerischen Aspekt abnimmt, den die Sendung haben soll, dann ist die Inklusion von Klum bestimmt nicht das schlechteste Mittel, um einen möglichst großen - zumindest potentiellen - Publikumskreis zu erreichen. Letztere gibt sich in der Sendung dann auch betont neugierig und "unerfahren", und lässt sich von den Teilnehmerinnen dieses und jenes aus der Dragszene erklären - als Identifikationsfigur derjenigen Zuschauer, die abgeholt werden sollen. Mit Conchita gibt es auf der anderen Seite ein Jurymitglied, dem wohl niemand die Expertise im Dragbereich allgemein und als Botschafterin von Toleranz im Besonderen absprechen will - setzte ihr Sieg beim ESC 2014 doch ein eindrucksvolles Zeichen für sexuelle Vielfalt gegen die vorher in Russland eingeführte anti-homosexuelle Gesetzgebung. Damit einhergehend positiv fällt dann auch ins Gewicht, dass als Gastjurorin der ersten Sendung Olivia Jones als Deutschlands wohl bekannteste Dragqueen ausgewählt wurde. Ihre Bewertungen der Performances wirken am fundiertesten - und weniger um Korrektheit bemüht als die ihrer Kollegen: "Kitzler wie 'ne Bratwurst". In dieser Hinsicht ist es schade, dass sie nicht als festes Jurymitglied engagiert wurde.
Über den Sinn des für Deutschland gewählten Titels "Queen of Drags" kann man streiten. Man wollte die Sendung wohl nicht einfach "Dragqueens" nennen, und Varianten à "Deutschland sucht die Superdragqueen" waren wohl auch nicht drin - wenn man die in der Sendung genannte Definition "Dressed as (a) girl" als Akronym von "Drag" akzeptiert, hieße die Sendung also "Queen of dressed as girls" - ahja. Weniger streitbar (sondern eindeutig daneben) ist das Plakat, mit dem ProSieben für die Sendung wirbt. Eine übergroße nach vorne gebückte Heidi Klum in Netzstrumpfhosen wird von ihrem Schwager Bill Kaulitz durch einen beherzten Griff ihres Oberschenkels am Umfallen gehindert, Conchitas Wallemähne verdeckt das ansonsten leidlich verhüllte Hinterteil - aus der Kategorie what were they thinking?! Abgesehen von der Sinnfreiheit des Motivs (welches im Netz für viel Häme gesorgt hat) hat es auch absolut nichts mit Travestie zu tun - hier überwog wohl abermals der Wunsch, mit Hilfe des Bekanntheitsgrades der Jurymitglieder die Zuschauer zum Einschalten zu bewegen (ohne dass diese notwendigerweise verstehen sollen, worum es geht).
Diese Unsicherheiten zeigen die Schwierigkeit der Gratwanderung, der sicherlich alle Beteiligten bei der Umsetzung des Projekts ausgesetzt waren. Das Aufbereiten eines relativen Nischenthemas für den Mainstream einerseits unter Beibehaltung dessen Authentizität andererseits, die Wahrung der finanziellen Interessen (eines Privatsenders) in Abgrenzung zum Vorwurf der kulturellen Aneignung - es wird nicht ganz ohne Kompromisse gegangen sein. Wer die erste Ausgabe von "Queen of Drags" gesehen hat, wird aber vielleicht zu der Meinung kommen, dass die negative Presse im Vorfeld doch etwas voreilig war. Die Teilnehmerinnen halten ihr Narrativ weitgehend selbst in der Hand, sogar geweint wird eher mit als vor der Kamera - vorgeführt wird hier niemand.
© Alle Bilder vom Screening in Berlin: TV Wunschliste
"Queen of Drags" ist eine Produktion der Redseven Entertainment GmbH und ab dem 14. November sechs Wochen lang donnerstags um 20.15 Uhr auf ProSieben zu sehen.
Über den Autor
Leserkommentare
Lolly schrieb am 06.12.2019, 18.49 Uhr:
Bei aller Toleranz und Akzeptanz ist mir persönlich das Getue der Protagonisten doch ein wenig zu dicke.Auch Frau Wurst gibt sich einfach zu tuntig.
Das sich Frau Klum selbst in diesem Metier produzieren muss, na darüber braucht man schon garnicht mehr zu reden.xena123 schrieb am 18.11.2019, 07.32 Uhr:
"Do you realy want to hurt me"-Quark und öde hoch drei.
Es wird suggeriert, dass ENDLICH einer mal gegen Hass und Hetze aufstehen und "den mit Steinen Beworfenen und Verspotteten" eine Stimme geben MUSS.
Dabei sind Queerthemen in fast jeder zweiten Format vorhanden. Vom Tatort bis zu HBO Serien wird erwachsenenpädagogisch diktiert, was der Michel GEGFÄLLIGST für normal halten SOLL!
Und wenn den Machern "die Sache" schnurzpiepegal ist, wird mit Schuldkult wenigstens Quote generiert.
Aber was solls. Seit "Charlies Tante" und dem "Käfig voller Narren" haben einige Männer einen unheimlichen Spaß daran, sich als Frauen zu verkleiden und sich wie Vollidioten zu artikulieren...
Im Westen nix Neues.chris40 schrieb am 16.11.2019, 02.23 Uhr:
was war das denn für ein Quatsch?? Meine Frau und ich haben uns auf einen schönen Abend mit guten Sängern gefreut und dann Das! Erst passiert 1,5 Stunden NIX und dann sehen wir völlig verdutzt eine Mini Playback Show für Erwachsene.
Extrem tuckiges Verhalten von Tom Kaulitz und C. Wurst.
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