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TV-Kritik/Review: "Ted": Die Rückkehr des vulgären Bären
(15.01.2024)
Mehr als zehn Jahre nach seinem
Als "Ted", der Film, 2012 ins Kino kam, war das eine nette Sache. Die simple Grundidee, einen niedlich aussehenden Teddybären mit der Stimme eines sich bevorzugt vulgär ausdrückenden erwachsenen Mannes sprechen zu lassen, erwies sich als gerade so tragfähig für einen abendfüllenden Spielfilm. Der absurde Kontrast zwischen kindlicher Optik und nicht jugendfreier Akustik funktionierte wie ein langgezogener Sketch. Befördert wurde der Erfolg in der Originalfassung dadurch, dass Comedian und Autor Seth MacFarlane höchstselbst den Bären sprach, und das mit einem zumindest für US-Amerikaner sofort erkennbaren und amüsanten New-England-Akzent. (In der deutschen Fassung übernahm den Job der Synchronsprecher Jan Odle.) Schon in der fälligen
Die Serie springt jetzt zurück in die Teenagerjahre dieses Mannes namens John, in eine Kleinstadt knapp außerhalb von Boston. Aus Mark Wahlberg ist Max Burkholder geworden, der einst als Knirps in
John lebt mit seinen Eltern zusammen in deren Haus: Matty (Scott Grimes) ist ein rassistischer Republikaner, Susan (Alanna Ubach,
MacFarlane übersetzt hier seine in "Family Guy" und "American Dad!" erprobte, an Erwachsene gerichtete Variante klassischer Familien-Sitcoms aus dem Zeichentrick-Animierten ins Realfilmische: Oft ist die Familie im Wohn- oder Esszimmer zu sehen, dazu kreisen die sieben Episoden um typische Sitcom-Themen, auch eine Halloween- und eine Weihnachtsfolge gibt es. Im Zentrum stehen aber durchgehend Ted und John, weshalb gleich zu Beginn ein etwas fadenscheiniger Anlass gefunden wird, um Ted zu John in die Highschool zu schicken. Auch wenn Ted gleich alles Mögliche versucht, um sich wegen ungebührlichen Verhaltens sofort wieder von der Schule verweisen zu lassen, will die Rektorin (Penny Johnson Jerald aus
Eingebettet ist das alles in die aus den "Ted"-Filmen und MacFarlanes anderen Werken bekannte Mischung aus transgressivem Witz und "gefühligen" Momenten. In der zweiten Episode etwa spielen Ted und John dem Schulrüpel Clive (facettenreich gespielt von Jack Seavor McDonald aus
Das Setting der Serie in den aus heutiger Sicht rührend katastrophenfreien Neunzigerjahren wird vor allem durch popkulturelle Anspielungen kenntlich gemacht: Ace of Base, Sega Genesis, O.J. Simpson, Bill Cosby, die Telefonstreich-Helden der
So weist Matty die Züge eines tumben MAGA-Trumpisten auf, Blaire dagegen zeigt sich durch den MeToo-Feminismus der heutigen Generation Z informiert. In der schwächsten der sieben Episoden erweckt Matty einen Spielzeugtruck aus seiner Kindheit zum Leben (so wie es sein Sohn einst mit dem Teddy tat), der sich als noch rassistischer und sexistischer als er selbst erweist und somit ein kurzfristiges Umdenken in Matty hervorruft. Mehr als halbgare Verweise auf die Jetztzeit kommen dabei jedoch nicht zustande. Vor allem lassen solche Exkurse vermuten, dass MacFarlane die politisch betont unkorrekten Pöbeleien des Teddys an die im Vergleich zu 2012 drastisch veränderten gesellschaftlichen Realitäten anpassen wollte - was Ted als Figur freilich zähmt. Denn wenn die wirklich ungeheuerlichen Dinge von ganz anderer Seite kommen, wirken die Busen- und Schniedeljokes des vulgären Bären am Ende beruhigend harmlos.
Wirklich gut ist "Ted" meist nur dann, wenn sich MacFarlane (der alle sieben Episoden auch inszenierte) ganz dem Absurden und Sketchartigen ergibt: Da tritt dann beispielsweise ein Ladendetektiv auf, der sich zum Musicalschauspieler berufen fühlt, oder ein seltsamer Bankmitarbeiter, der von neuartigen Herrenwindeln erzählt, in die man sich während des Gesprächs mit anderen Menschen unbemerkt ergießen kann (was er dann auch lustvoll tut). Gespielt wird dieser Banker von Mike Henry, einem langjährigen Autoren von "Family Guy" und
So willkürlich, wie der Off-Kommentar in den Episoden auftaucht, so unregelmäßig sind auch die sonstigen Highlights über die Staffel verstreut. Als problematisch erweist sich immer wieder die Lauflänge der Episoden, die von über 50 bis mindestens 33 Minuten rangiert, auf jeden Fall aber zu üppig ausfällt gemessen an der Substanz dessen, was in ihnen abgehandelt wird, und an der Treffsicherheit der Gags. Die Serie atmet ja durchaus den Geist einer "unanständig" uminterpretierten Familien-Sitcom, lässt immer wieder an klassische Vorbilder wie
So hinterlässt die "Ted"-Neuauflage am Ende einen zwiespältigen Eindruck. In entsprechend geneigten Zirkeln dürfte der meist im Schnellfeuertakt abgeschossene Pennälerhumor zweifelsohne immer noch (oder wieder mal) zünden, anderen wird er wohl eher gestrig und in seiner ausgestellten Schlüpfrigkeit selbst verklemmt vorkommen. Wirklich Satirisches und Treffsicheres über die Gegebenheiten in US-amerikanischen Familien hat die Serie nicht zu bieten, immerhin klappt das Zusammenspiel von Max Burkholder mit dem (überzeugend) CGI-animierten Bären reibungslos. Aber ob es das alles wirklich gebraucht hätte? Das bleibt weiterhin die Frage. Das grüne Licht für eine zweite Staffel hängt jedenfalls von ihrer Beantwortung durch das Publikum ab.
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller sieben Episoden von "Ted".
Sämtliche Folgen der ersten Staffel von "Ted" wurden am 11. Januar 2024 beim US-Streaminganbieter Peacock veröffentlicht. Eine deutsche Heimat ist noch nicht bekannt.
Über den Autor
Leserkommentare
icke58 schrieb am 08.03.2024, 17.40 Uhr:
Hab grad die erste Folge gesehen und ich bin begeistert.desperado591 schrieb am 10.02.2024, 15.24 Uhr:
Also ich fand die erste Folge lustig. Man muss natürlich auf den typischen MacFarlane Humor stehen, aber wer den mag ist hier richtig. Prima, daß Ted die gleiche Synchronstimme wie Peter aus Family Guy hat (beide im Original von MacFarlane gesprochen).DerLanghaarige schrieb am 15.01.2024, 20.21 Uhr:
Das Problem mit MacFarlane ist, dass er einerseits durch Rassismus, Sexismus, Anti-semitismus, Vergewaltigungshumor und sonstigen Mist reich wurde, aber dann immer so tut, als wären es ja nur harmlose Späßchen, weil er ja eigentlich total liberal und Anti-Trump ist. Das nehme ich ihm einfach nicht ab.desperado591 schrieb am 10.02.2024, 15.25 Uhr:
Man kann Anti-Trump sein und trotzdem auf rassistische und sexistische Witze stehen, schließt sich null aus.sofahuhn schrieb am 15.01.2024, 19.41 Uhr:
mir hat es gefallen! :D
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