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TV-Kritik/Review: "Titans": Helden auch in Staffel 2 ohne Cape schillernde Charaktere
(09.01.2020)
Die erste Staffel von
Die Auftaktfolge der neuen Staffel beginnt mit der Auflösung der Trigon-Storyline. Der mächtige Dämon, gleichzeitig Rachels Vater, hatte zum Ende von Staffel 1 die jungen Helden ausgeschaltet und schickt sich nun an, die Erde zu übernehmen und in eine unwirtliche Wüstenlandschaft zu verwandeln. Diese Bedrohung wird dann aber doch noch abgewehrt. Dass dies nach dem langatmigen Aufbau des "Endgegners", der sich fast durch die gesamte Vorgängerstaffel zog, schon in der ersten Hälfte der Episode gelingt, überrascht - allerdings nur, wenn man nicht weiß, dass dies ursprünglich schon das Staffelfinale der Debütstaffel sein sollte. Nachdem DC Universe eine zweite Staffel bestellt hatte, entschied man sich, die Folge zu deren Auftakt zu machen, um einen spannenden Cliffhanger zu haben. Jetzt wirkt der Sieg allerdings zu überhastet.
Nachdem Trigon (vorerst?) gebannt ist, will Dick (Brenton Thwaites) seinen Plan umsetzen, die Empathin Rachel (Teagan Croft) und den Formwandler Gar (Ryan Potter) zu Superhelden auszubilden und mit ihnen die Titans wiederzubeleben. Dazu zieht er mit ihnen in das alte Titans-Hauptquartier, den Titans Tower in San Francisco. Als weiteren jugendlichen Rekruten kann er dank der Hilfe seines früheren Mentors Bruce Wayne (Ian Glenn) alias Batman seinen Nachfolger als Robin gewinnen, Jason Todd (Curran Walters), während sich Kory alias Starfire (Anna Diop) ihren eigenen Angelegenheiten als Prinzessin eines fernen Planeten widmet. Gegen Ende der Auftaktfolge tauchen dann zwei alte Gegner wieder auf, die Dick schon mit dem alten Titans-Team bekämpft hat: Dr. Light (Michael Mosley) und der Berufskiller Slade Wilson alias Deathstroke (Esai Morales,
Während sich Staffel 1 noch weitgehend auf Dick, Rachel, Gar und Kory konzentrierte (soweit man bei einer Serie, in der so viele verschiedene Figuren auftauchen, überhaupt von konzentrieren sprechen kann), wird in Staffel 2 das Ensemble der Hauptdarsteller deutlich erweitert. Sowohl der neue Robin als auch die ehemaligen, jetzt erwachsenen Titans Hawk (Alan Ritchson) und Dove (Minka Kelly) sowie Donna Troy alias Wonder Girl (Conor Leslie) sind jetzt Hauptfiguren.
Im Laufe der Staffel kommen sogar noch weitere Hauptdarsteller hinzu. Das wirkt zwar manchmal etwas überladen und hat zwangsläufig zur Folge, dass manche Figuren für mehrere Folgen verschwinden oder nur im Hintergrund agieren (so hat etwa Gar meist wenig zu tun). Es hat aber den Vorteil, dass die Welt, die die Serie entwirft, tatsächlich ähnlich komplex erscheint wie das aus den Comics bekannte DC-Universum, in dem sich Dutzende von Helden kennen und alle Entwicklungen irgendwie miteinander verbunden sind. Außerdem sorgt die erneute Zusammenarbeit zwischen Dick und seinen früheren Teamkameraden sowie den jüngeren neuen Helden für interessante Konflikte. So werfen erstere dem Teamleader vor, die Jugendlichen in unverantwortlicher Weise in Gefahr zu bringen, ist doch die Konfrontation des alten Teams mit Deathstroke damals verhängsnisvoll schief gegangen.
Wie sich schon in der Debütstaffel abzeichnete, ist "Titans" keine Superheldenserie, in der ein Team einmal zusammenfindet und dann nur noch vereint gegen die Bösen kämpft. Vielmehr ist auch Staffel 2 ein ständiges Vor und Zurück, bei dem die Gruppe immer wieder bröckelt, um doch wieder gemeinsam zu kämpfen. Dabei gibt es auch mal eine komplette Episode, die aus einer einzigen Rückblende in die aktive Zeit des ersten Teams besteht (eine der seltenen Gelegenheiten, Donna als Wonder Girl in ihrem spektakulären roten Kostüm im Einsatz zu sehen) sowie nach einem der spannendsten Cliffhanger einen kompletten Fokuswechsel auf eine Figur, die neu eingeführt wird. Letztere wurde in Staffel 1 schon kurz angedeutet: Conner alias Superboy (Joshua Orpin) - samt Krypto, dem Superhund. Es handelt es sich hier nicht um die jüngere Version von Superman Clark Kent, sondern um einen Klon, der zwar über die gleichen gigantischen Kräfte verfügt wie der Kryptonier, aber naiv wie ein Kleinkind erst einmal lernen muss, wie die Welt funktioniert. Zu den weiteren neuen Figuren zählt Deathstrokes Sohn Jericho (Chella Man), der zwar nicht sprechen, aber die Körper anderer Menschen übernehmen kann.
Auch in den 13 neuen Folgen ist "Titans" weit davon entfernt, eine durchschnittliche Superheldenserie zu sein. Einerseits ist sie weiterhin ziemlich düster und brutal und schreckt auch nicht davor zurück zu zeigen, wie kostümierte Helden sterben. Andererseits ist sie ungewöhnlich komplex und charakterzentriert, wenn man sie etwa mit den wesentlich leichteren und actionzentrierten DC-Serien des Arrowverse (
Hier wie an vielen anderen Stellen können Kenner der Comicvorlagen einen zusätzlichen Spaß daraus ziehen, die liebevollen Anspielungen zu erkennen, was aber zum Verständnis der Handlung nicht notwendig ist. Querverweise zum DC-Universum gibt es mehr als genug, sei es zu Donnas Mentorin Wonder Woman oder natürlich zu Batman, der zumindest in Form von Bruce Wayne jetzt sogar regelmäßig ins Geschehen eingreift. Insgesamt bleibt "Titans" auch in Staffel 2 eine ebenso unterhaltsame wie eigenständige Umsetzung des Comicheldenteams, der meistens eine gute Balance zwischen Actionszenen und Charaktermomenten gelingt. Neben dem Spin-Off
Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten zweiten Staffel der Serie "Titans".
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: DC Universe
Die 13-teilige zweite Staffel von "Titans" wird am 10. Januar 2020 in Deutschland bei Netflix veröffentlicht. In den USA hat DC Universe schon eine dritte Staffel der Serie bestellt.
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