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Collien Ulmen-Fernandes im Interview: "Kindern werden Rollenbilder aus den 1950ern vermittelt"

Über Genderklischees, "jerks." und das Ende von VIVA
Collien Ulmen-Fernandes
ZDF/Martin Rottenkolber
Collien Ulmen-Fernandes im Interview: "Kindern werden Rollenbilder aus den 1950ern vermittelt"/ZDF/Martin Rottenkolber

Collien Ulmen-Fernandes zählt zu den vielseitigsten Frauen im Mediengeschäft. Ihre Karriere begann als Model und als Moderatorin beim Musikfernsehen. Inzwischen hat sie sich auch als Schauspielerin, Autorin und Journalistin einen Namen gemacht. Für ihr neuestes Projekt setzte sie sich intensiv mit gängigen Geschlechterklischees auseinander und erforschte im Rahmen von Sozialexperimenten, wie sehr Kinder heutzutage bereits im frühen Alter von konservativen Rollenbildern geprägt werden und inwiefern das Verhalten Erwachsener sowie die Auswahl bestimmter Spielzeuge und Kleidung dazu beitragen.

Das Resultat ist am Donnerstag, 22. November, um 20.15 Uhr bei ZDFneo in der zweiteiligen, 90-minütigen Dokumentation  "No More Boys and Girls" zu sehen. TV Wunschliste-Redakteur Glenn Riedmeier sprach mit Collien Ulmen-Fernandes ausführlich über die neue Sendung, aber auch über die Erfolgscomedy  "jerks.", in der sie sich an der Seite ihres Mannes Christian Ulmen selbst spielt. Zudem erläutert die Entertainerin, welche Erinnerungen sie mit ihrer Zeit bei VIVA verbindet und was sie am Fernsehen von heute vermisst.

TV Wunschliste: Liebe Frau Ulmen-Fernandes, Sie widmen sich in letzter Zeit verstärkt dem Thema Rollenbilder und Genderklischees. Wie kommt das eigentlich?

Collien Ulmen-Fernandes: Das hat tatsächlich ganz vielfältige Gründe. Das Thema an sich ist mir schon länger im Kopf herumgeschwirrt. Es gab nicht den einen Schlüsselmoment, aber mir sind ganz viele Dinge aufgefallen. Einerseits werde ich selbst immer wieder mit Klischees konfrontiert, aber in letzter Zeit verstärkt auch meine Tochter, die mit extremen Stereotypen und Rollenbildern aus dem Kindergarten kam. Deshalb habe ich begonnen, mich intensiver mit diesem Thema auseinanderzusetzen und habe so gut wie alle Gender Studies gelesen. Als dann das ZDF auf mich zukam und mir vorschlug, eine Doku zu diesem Thema zu machen, habe ich mich natürlich sehr gefreut.

Collien Ulmen-Fernandes unterhält sich mit Kindern
Collien Ulmen-Fernandes unterhält sich mit Kindern ZDF/Martin Rottenkolber

In Ihrer Dokumentation "No More Boys and Girls" widmen Sie sich diesem Thema in Form von Sozialexperimenten mit Kindern. Welche Experimente wurden durchgeführt und welche Erkenntnisse konnten dadurch gewonnen werden?

Collien Ulmen-Fernandes: Zuerst wollten wir herausfinden, wie der Status quo ist und haben die Kinder Fragebögen ausfüllen lassen. Dabei kam heraus, dass sie zu 100 Prozent der Meinung sind, dass Geld verdienen Männersache ist, während Putzen und um die Kinder kümmern Frauensache ist. Schaut man sich Statistiken an, kommt dieses Bild nicht von ungefähr, denn in 80 Prozent der deutschen Haushalte ist immer noch hauptsächlich die Frau für die Hausarbeit zuständig. Wir sind gar nicht so gleichberechtigt, wie viele meinen.

Wirklich erstaunlich, dass dieses Bild schon im jungen Alter so gefestigt zu sein scheint. Die Kinder sollten in der Doku außerdem bestimmte Berufe Männern und Frauen zuordnen - und auch hier waren sie sich einig, dass Pilot und Kfz-Mechatroniker Männerberufe sind, während Balletttanz und Blumen verkaufen zu Frauen passt.

Collien Ulmen-Fernandes: Richtig, und dann haben sie große Augen gemacht, als ein männlicher Balletttänzer, ein Florist, eine Pilotin und eine Kfz-Mechatronikerin zur Tür reinkamen und ihre Berufe vorstellten. Einige der Mädchen kamen daraufhin erstaunt zu mir und sagten: "Ich wusste gar nicht, dass Frauen auch ein Flugzeug fliegen können." Dass es für sie die Berufsbilder Ballerina oder Topmodel gibt, wussten sie dagegen längst. Nach unserem Experiment wollte plötzlich mehr als die Hälfte der Mädchen in der Klasse Pilotin werden. Um das klarzustellen: Es geht gar nicht darum, die Geschlechterrollen zu tauschen - aber die Kinder sollen wissen, dass es für sie alle Möglichkeiten gibt, komplett geschlechtsunabhängig. Es gibt diesen Satz "If you can see it, you can be it". Es muss im Sichtfeld stattfinden, damit die Kinder es sich vorstellen können. Unsere Expertin Petra Focks erzählte zum Beispiel, dass sie sehr lange suchen musste, bis sie ein Kinderbuch fand, in dem überhaupt mal eine weibliche Pilotin zu sehen ist.

ZDF/Martin Rottenkolber

Wenn man sich auf dem Markt für Kinderspielzeug genauer umsieht, stellt man fest, wie sehr dort mittlerweile nach Geschlechtern getrennt wird. Haben Sie den Eindruck, dass sich der Markt in den vergangenen Jahren stark verändert oder gar zurückentwickelt hat?

Collien Ulmen-Fernandes: Absolut. In meiner eigenen Kindheit waren die Spielwarenläden noch bunt durcheinander gemischt und deshalb habe ich auch zu allem Möglichen gegriffen. Ich hatte Dinosaurier, Autos, Roboter und Babypuppen. In den letzten 15 Jahren hat allerdings das Gender-Marketing stark zugenommen und inzwischen sind viele Geschäfte dazu übergegangen, die Spielwaren in Jungen- und Mädchenabteilungen aufzuteilen - und schreiben den Geschlechtern dadurch bestimmte Rollen zu. Kindern werden heute Rollenbilder aus den 1950er Jahren vermittelt. Ein amerikanisches Spielwarengeschäft ist mir in besonderer Erinnerung geblieben: Dort gab es auf einer Etage für die Jungs eine Abteilung "Electronic Learning" - auf der Mädchen-Etage an gleicher Stelle "Cook and Clean" mit Kinder-Bügeleisen oder Kinder-Babypflegesets! Auch in den Spielwaren-Katalogen sind extrem stereotypische Rollenbilder zu finden. Mädchen in der Kinder-Küche - während nebenan ein Junge in einem Spielzeug-Auto sitzt und im Business-Outfit telefoniert.

Angesichts dieser unterschwelligen Botschaften muss man sich dann auch nicht wundern, wenn sich junge Mädchen oft in einer untergeordneten Rolle fühlen.

Collien Ulmen-Fernandes: Ja, betrachtet man Kleidung für Jungen und Mädchen, geht das noch viel weiter: Auf T-Shirts für Jungs ist zum Beispiel zu lesen: "Genie im Wachstum", "Born to be Legendary" oder "I am the Future". Auf den T-Shirts für Mädchen stehen dagegen Dinge wie "Cute", "Beauty" oder "Just a girl with a dream" - also verniedlichende Begriffe, die oft meist rein äußerliche Merkmale beschreiben. Wenn Mädchen von klein auf mit solchen Etiketten versehen werden, ist es kein Wunder, dass sie sich für weniger intelligent halten.

"No More Boys and Girls"
"No More Boys and Girls" ZDF/Martin Rottenkolber

Kürzlich ist zur Genderthematik auch ein Buch von Ihnen erschienen: "Lotti & Otto - Eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram". Würden Sie sagen, dass das eher ein Kinderbuch ist - oder sollten vielmehr Erwachsene einen Blick hineinwerfen?

Collien Ulmen-Fernandes: Beide, da hoffentlich viele Eltern gemeinsam mit den Kindern die Geschichte lesen. Mit dem Buch geht es mir vor allem um die Darstellung von Vielfalt, denn auch in den meisten Kinderbüchern wird ein sehr stereotypes Rollenbild vermittelt. Jungs sind mutig und heldenhaft, während Mädchen vor allem lieb und fürsorglich dargestellt werden. Ich habe überlegt, wie ich mein Anliegen kindgerecht rüberbringen kann. In Anlehnung an "Das doppelte Lottchen" kam ich dann auf "Das doppelte Otterchen". So lautete der Arbeitstitel meines Buches mit den beiden Ottern Lotti und Otto, die sich im Ferienlager kennenlernen und für einen Tag die Rollen tauschen. Lotti ist laut und wild und fängt gerne Fische, während Otto gerne backt und eher schüchtern ist. Otto hat Angst vor Monstern, Lotti beschützt ihn. Ich wollte weg von den gängigen Geschlechterklischees und zeigen, dass auch Mädchen abenteuerlustig sein können und es umgekehrt für Jungs völlig okay ist, sensibel zu sein.

Erfahren Sie auf der nächsten Seite, welche Erinnerungen Collien Ulmen-Fernandes mit ihrer Zeit bei VIVA verbindet und inwiefern bei der ProSieben-Comedyserie "jerks." die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen.

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Leserkommentare

  • xena123 schrieb am 27.11.2018, 15.05 Uhr:
    @Tintenfeder:
    Ich denke, die Marketingabteilungen wollen gar nicht erziehen, das ist den vollkommen egal, sondern verkaufen. Sie erziehen Mädchen nicht zu Puppenspielerinnen, sie nutzen es aus, dass Mädchen dafür affin sind.
    Und wenn viele Mädchen nunmal Prinzessinen sein wollen, statten Parfumläden eben ihre Kulisse dementsprechend aus. Wenn eine junge Dame aber lieber Kettensägen, Klippenspringen und Sportwagen bevorzugt, ist es ihr nicht verboten Cool Water zu kaufen.
    Und das "von klein auf an eingeredet"... Das existiert doch gar nicht. Es wird immer dargestellt, als wenn alle Eltern dumme, reaktionäre Chauvis aus den 50ern wären, die noch nie von diesem Thema gehört haben. Ich haben selber eine Tochter und einen Sohn. Und wenn meine Tochter lieber mit Autos gespielt hätte, hätte ich sie natürlich gelassen. Und wenn mein Sohn lieber mit Fillies gespielt hätte, würde ich auch da NICHTS gegen unternommen haben. Da gab es auch nichts zum Abgucken bei Mama und Papa oder "unbewusste und unbekannte Einflüsse von Aussen". Mein Sohn ist als Säugling schon auf die Räder seines Kinderwagens zugekrochen und es war nunmal umgekehrt. Sie Fillies, er Autos.
    Soll ich die jetzt auf Zwang umerziehen, damit diese bestimmte Ideologie passt?
    Es ist nunmal nicht so, dass Frauen stärker sind. Und das werden die auch nicht in einer schalldichten Isolation.
    In der Evolution hat es nicht nunmal bewährt, dass der Junge zum starken Mann heranwächst und die Familie beschützt. Deswegen soll er auch nicht rumweinen.
    Das hätte NICHT umgekehrt auch so sein können, weil das ineffektiv ist. Der Stärkere bietet sich dafür eher an.
    Anders: Wo es nicht so war, wurde es nicht weitergetragen, weil die nicht überlebt und sich vermehrt hätten.
    Es ist schwer und bedenklich, die jahrtausende gewachsene Menschlichkeit umprogrammieren zu wollen, weil einem die Realität nicht gefällt.
  • Tintenfeder schrieb am 26.11.2018, 19.26 Uhr:
    @xena123 Ich gebe dir in einem Punkt Recht: ein Problem ist wirklich, dass die sogenannten "Frauenaufgaben" immer noch als weniger wert angesehen werden, als die sogenannten "Männeraufgaben".
    Aber abgesehen davon, muss ich dir in einigen Punkten widersprechen: natürlich ist es okay, wenn Mädchen rosa und Puppen mögen und Jungs eben Autos, aber es ist auch okay, wenn ein Mädchen Autos mag und ein Junge Puppen. Nur wird ihnen von Spielwarenabteilungen und Werbung suggeriert, dass sie nur das eine zu mögen haben, das laut den Marketingleuten ihrem Geschlecht entspricht.
    Und das ist nicht nur bei den Spielwaren so. Z.B. auch bei Duschgel, Shampoo und Co. wird Männern und Frauen vorgegeben, welche Düfte sie jeweils zu mögen haben. Wenn man sich dann in der anderen Abteilung bedient, weil man den Duft besser findet, kann es sogar noch sein, dass man von dem/der Verkäufer/in auf den "Fehler" hingewiesen wird.
    Und wenn Mädchen von klein auf eingeredet bekommen, dass sie schwächer sind und sich nicht schmutzig machen dürfen, dann ist es kein Wunder, wenn sie das später auch glauben. Dasselbe gilt bei Jungs für den "als Junge weint man doch nicht" Spruch. Den kriegen sie auch so oft zu hören, dass sie es irgendwann glauben.
  • xena123 schrieb am 26.11.2018, 09.04 Uhr:
    Wir leben glücklicher Weise in einer Zeit, in der die Frauen werden können, was immer sie wollen.
    Leider sieht das eine gewisse Ideologie nicht so. Wollen die tatsächlich Krankenschwester, Kindergärtnerin, Aldikassiererin, Friseurin, Sekretärin oder Verwaltungsfachangestellte werden - und NICHT Gerüstbauerin, Kohlekumpelin, Maurer, Schweißerin, Kfz-Mechaniker oder Kampfschimmerin,
    wird gleich so getan, als wäre DAS unnatürlich.
    Frauen stehen den Sozialberufen evolutionär bedingt nahe, sie sind schwächer, werden nicht gerne schmutzig, mögen die Farbe rot oder rosa und die ganze Liebesdramen, romantische Komödien und Musicals werden NICHT für Frauen produziert, um sie klein und dumm zu halten, sondern WEIL SIE DAS SO WOLLEN!
    Ich weiß gar nicht wer entschieden hat, dass einzig allein der Mann der Maßstab aller Dinge ist und die Frau sich daran orientieren soll oder sie ist eine unterdrückte, hilflose Person.
    Dass eine Frau Brüste hat und Kinder gebärt ist kein Geschlechterklischee sondern eine biologische Tatsache. Und das nicht nur das Körperliche, sondern auch die soziale Komponente evolutionär sukzessive zu der Frau von heute als Erfolgsmodell geführt hat, ist nicht wegzudiskutieren.
    Männer haben eine andere evolutionäre Prägung.
    Die finden, meist ohne dass sie es verstehen, Panzer, Schwerter und Speere toll.
    Und Frauen mögen Babies, Kochen und Kleidung.
    Wir wäre gar nicht auf der Erde wenn es NICHT so oder wenn es anders rum wäre.
    Nur in der heutigen Zeit, manche nennen das 1.Welt-Probleme, macht man (frau) daraus ein Ranking und wertet das Männlich mehr und entwertet das natürlich Weibliche.
    Das ist etwas ganz Schlimmes!
    Wie soll sich ein Mädchen fühlen, dass die Farbe Rosa toll findet, GERNE mit Puppen spielt, einmal viele Kinder und einen Ehemann haben möchte und Tierärztin werden will? Als Verräterin? Als unterdrücktes, von Geburt an von ihren grausamen oder dummen Eltern in die Rolle gepresstes, mitleidserregendes Wesen?
    Man sollte nicht so erstaunt und zornig sein, wenn die Menschen den Frontsoldaten männlich sehen und die Kindergärtnerin weiblich.
    Fernab wirrer Ideologie ergibt GENAU NUR DAS einen Sinn.
  • Tintenfeder schrieb am 26.11.2018, 06.37 Uhr:
    RE Chan: Ich vermute aber, dass es bei manchen schon Einfluss darauf hat, ob sie mal in eine Serie reinsehen oder nicht - und bei letzterem evtl. eine Serie verpassen, die ihnen eigentlich gut gefallen würde.
  • Chan schrieb am 25.11.2018, 00.12 Uhr:
    RE Tintenfeder: Naja, aber immerhin bildet es nur die Realität ab. Wenn zB 80% der Star Trek Fans Männer sind und 20% Frauen, dann ist das halt so. Ein Fun fact.
  • chris40 schrieb am 24.11.2018, 14.57 Uhr:
    die ist soooo hübsch!!!!!!!!!!!
  • Tintenfeder schrieb am 22.11.2018, 18.35 Uhr:
    Das findet sich leider nicht nur in der Spielwarenabteilung. Z.B. auch hier auf der Seite wird bei den Serien und Filmen eine Statistik über die Geschlechterverteilung der Abonennten angezeigt. Dadurch wird ja auch suggeriert, dass die eine Serie eher was für Frauen und die andere eher was für Männer ist.
  • Sentinel2003 schrieb am 21.11.2018, 14.12 Uhr:
    Sehr schönes Interview!!