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Interview mit Michael Kessler: "'Kesslers Expedition' ist das wahre Reality-TV"
(23.07.2015)
Michael Kessler ist seit vielen Jahren als Schauspieler, Komiker und Autor tätig und aus der Film- und Fernsehbranche nicht mehr wegzudenken. Größere Bekanntheit erlangte er durch die TV-Parodie
wunschliste.de: Herr Kessler, Sie machen sehr viele unterschiedliche Dinge in Film und Fernsehen. Was fällt Ihnen eigentlich leichter: In fremde Rollen zu schlüpfen oder möglichst authentisch vor der Kamera zu agieren?
Michael Kessler: Leichter fällt es mir sicherlich, wenn ich mich beispielsweise für "Kesslers Expedition" mit Leuten spontan unterhalte. Das ist allerdings trotzdem eine Herausforderung, weil ich mich auf die Menschen immer neu einstellen muss und vorher nicht weiß, wem ich begegne, wie sie reagieren - da muss ich viel improvisieren. Letztendlich ist das aber nicht ganz so schwierig wie in eine Rolle zu schlüpfen. Eine normale Schauspielrolle ist schon anspruchsvoll, doch das, was ich in "Kessler ist..." mache, ist noch mal eine deutliche Steigerung. Da der Zuschauer den jeweiligen Prominenten im direkten Vergleich zu mir sieht, ist es eine große Herausforderung für mich, ihn so realistisch wie möglich zu spielen.
Im Gegensatz zu "Switch Reloaded" schlüpfen Sie bei "Kessler ist..." nicht in die Rolle der Prominenten, um sie zu parodieren, sondern um mit ihnen ein ernsthaftes Gespräch als Spiegelbild zu führen. War das eine schwierige Umstellung?
MK: Ja und Nein. Die anfängliche Erarbeitung der Rolle verläuft ähnlich. Ich sammle zunächst so viele Informationen wie möglich über die Person und beobachte typische Eigenschaften. Bei einer Parodie konzentriere ich mich allerdings auf die jeweiligen Schwächen der Figur, z.B. einen Sprachfehler oder charakteristische Gesten. Ich arbeite diese heraus und verstärke sie für meine Parodie. Das mache ich bei "Kessler ist..." nicht. Hier versuche ich, den Prominenten möglichst nah am Original darzustellen.
In der zweiten Staffel schlüpfen Sie in die Haut von Kai Pflaume, Michael Mittermeier, Horst Lichter, Stefan Effenberg, Götz Alsmann und Stefanie Hertel. Bei welchem Gesprächspartner ist es Ihnen am schwersten gefallen, sich in die Rolle einzufinden?
MK: Jeder Gast war auf seine Art eine Herausforderung. Anders als bei "Switch" kann ich mir die Rollen und Figuren nicht aussuchen, die mir am besten liegen, sondern es müssen Kompromisse gemacht werden. Wir haben bisher fünf Folgen gedreht, die Episode mit Götz Alsmann steht noch aus, aber von den übrigen Fünf war sicherlich Stefanie Hertel am schwierigsten. Wie schon in der ersten Staffel bei Michaela Schaffrath, ist es immer etwas Besonderes, in die Rolle einer Frau zu schlüpfen, weil das eine ganz andere Körperlichkeit und eine für mich fremde Welt darstellt.
Was ist für Sie ganz grundsätzlich das Reizvolle an dem Format "Kessler ist..."?
MK: Als ich die Pilotfolge des israelischen Originals gesehen habe, war ich sofort begeistert. Das Konzept, bei dem ein Prominenter auf sich selbst als Spiegelbild trifft, finde ich sehr spannend und einzigartig. Ich hatte auch direkt den Eindruck, dass das Format gut zu mir passt, nicht nur, weil ich schon länger Prominente parodiere. Es ist überraschendes Fernsehen, das einen in den Bann zieht - etwas, das es heutzutage nicht mehr allzu oft gibt.
Spannend finde ich, dass sich die Prominenten oft selbst neu zu entdecken scheinen, wenn sie sich selbst gegenüber sitzen...
MK: Richtig, das Tolle an dem Format ist, dass sich jeder Prominente mal von einer ganz anderen Seite zeigen kann. Es gibt keine Standardfragen und auch keine Promofläche für irgendwelche neuen Projekte. Jeder Gast hat die Chance, etwas Neues über sich zu erfahren.
Haben Sie selbst auch schon mal Ihre Meinung über den einen oder anderen Prominenten geändert, nachdem Sie sich intensiv mit ihm auseinandergesetzt haben?
MK: Bisher waren in der Sendung keine Prominenten dabei, die ich vorher richtig gut kannte. Man ist sich früher vielleicht mal begegnet und hat "Hallo" gesagt, aber einen engen Kontakt gab es nicht. Ich begebe mich zusammen mit den Zuschauern auf eine Reise und lerne Menschen kennen, mit denen ich mich zuvor nicht beschäftigt habe. Regelmäßig erhalte ich Feedback von Zuschauern, die durch "Kessler ist..." ihre Meinung beispielsweise über Heino geändert haben. Es sind manche bei der Sendung hängengeblieben, obwohl sie keine Heino-Fans sind, und haben ihr Bild revidiert. Und wenn eine Fernsehsendung das erreichen kann, finde ich das toll.
Würde das Format auch mit befreundeten Prominenten funktionieren, die Sie persönlich vorher schon gut kennen?
MK: Darüber haben wir oft nachgedacht, aber es bisher nicht in die Tat umgesetzt. Ich weiß nicht genau, wie das wäre, aber ich vermute, dass es mir schwerer fallen würde. Ein bisschen Distanz zu dem Gast hilft mir, glaube ich.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Michael Kessler von Reality-TV und YouTube-Stars hält.
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