Originalpremiere:
01.12.2011
Deutsche TV-Premiere: 27.05.2013 (arte)
Ein rauchender Schlot reckt sich gen Himmel. Unten fahren ratternd Züge vorbei. In den Häusern rundherum geht in der Dunkelheit das Licht an und zu später Stunde wieder aus. Plötzlich bewegt sich das Bild, der Kamin wird stärker ins Zentrum gerückt. Ein Mann hinter der Kamera sucht ein Bild - bei Tag und bei Nacht, bei Regen und bei Schnee filmt er aus dem Fenster seines Ateliers. Die Wolken und die Züge, die Kräne und die Vögel ziehen vorbei. Ab und zu sind menschliche Stimmen auf seinem Anrufbeantworter zu hören. Sie reden von alltäglichen Dingen, erzählen vom schönen Wetter in den Ferien und hin und wieder gratulieren sie dem Mann zum Geburtstag. Der Vater stirbt, ein Kind wird geboren, eine junge Familie bricht auseinander. Langsam wird die Stadtlandschaft zur inneren Landschaft des Mannes hinter der Kamera. Am Ende dominiert ein neu errichteter Wolkenkratzer aus Beton und Glas die Szenerie und drängt den inzwischen vertraut gewordenen alten Kamin aus dem Blickfeld. Die mit einer 35mm-Kamera aufgenommenen Landschaftsbilder entstanden zwischen 1995 und 2010; die authentischen Anrufbeantworter-Nachrichten stammen aus der Zeit zwischen 1988 und 2003. Zusammen ergeben Ton und Bild das Porträt eines unsichtbaren Mannes hinter der Kamera. Seine Persönlichkeit spiegelt sich in den Stimmen und Botschaften der Anrufer. Einige übermitteln Lob und gratulieren zu einem Erfolg, andere klagen an. Einige weibliche Stimmen flirten, und eine davon kündet die Beziehung auf. Nie hebt der Mann den Hörer ab. Er steht hinter der Kamera, ist unerreichbar und wird so zum Objekt des Begehrens und der Feindseligkeit. Seine eigenen Gedanken und Gefühle vermitteln sich durch den Soundtrack: Wie die Bilder und die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter wechseln auch die zwölf Lieder zwischen Glücksgefühl und Trauer, Zorn und Lachen. Ein Film als Kaleidoskop eines Lebens.
(arte)
Cast & Crew
- Regie: Thomas Imbach
- Drehbuch: Thomas Imbach
- Produktion: Thomas Imbach, Andrea Staka
- Musik: Peter Bräker
- Kamera: Thomas Imbach
- Schnitt: Gion-Reto Killias, Tom La Belle